50 Jahre Arbeitskreis kommunale Schulpsychologie

Daniela Schneckenburger, Beigeordnete beim Städtetag NRW (oben am Rednerpult v.l.), Tanja Reinlein, Abteilungsleiterin im Ministerium für Schule und Bildung und Hansjürgen Kunigkeit, ehemaliger Leiter der Schulpsychologie im Rhein-Erft-Kreis.
Die kommunalen Spitzenverbände in Nordrhein-Westfalen und das Land NRW haben das 50-jährige Bestehen des "Arbeitskreises der kommunalen Schulpsychologie beim Städtetag NRW" gefeiert. Mitgliedstädte des Städtetages NRW hatten den Arbeitskreis vor 50 Jahren gegründet. Bei seiner 115. Vollversammlung wurde das Jubiläum dort gefeiert, wo der Grundstein gelegt wurde – in der Geschäftsstelle des Städtetages Nordrhein-Westfalen. Tanja Reinlein, Abteilungsleiterin im Ministerium für Schule und Bildung und Daniela Schneckenburger, Beigeordnete beim Städtetag NRW, eröffneten die Vollversammlung.
Im Arbeitskreis sind heute 54 Kommunen vertreten – kreisfreie Städte und Landkreise in NRW sowie eine kreisangehörige Stadt. Mitglieder sind Leiterinnen und Leiter kommunaler schulpsychologischer Dienste, die in der Kommunalverwaltung verankert sind. Dort sind Schulpsychologinnen und -psychologen beschäftigt, sie unterstützen die Schulen systemisch. Das bedeutet, sie beraten Lehrkräfte, Schulleitungen, multiprofessionelle Teams und unterstützen Kinder und Jugendliche, etwa bei der Aufarbeitung der Pandemie oder auch nach einem Todesfall.
Impulse für Schulentwicklung
Früher konzentrierte sich die kommunale Schulpsychologie in NRW auf die Einzelfallberatung. In den 1970er-Jahren waren immer mehr schulpsychologische Beratungsstellen entstanden, die den dringenden Bedarf hatten, sich untereinander zu vernetzen, um die Arbeit weiter zu professionalisieren. Dies mündete in die Gründung des Arbeitskreises im Jahr 1975. Der Schul- und Bildungsausschuss des Städtetages NRW unterstützte die Gründung des Arbeitskreises. Heute sind auch der Landkreistag NRW und der Städte- und Gemeindebund NRW in dem Arbeitskreis engagiert.
Der Arbeitskreis dient nicht nur der reinen Vernetzung, er setzt heute auch wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Schulpsychologie in NRW. Er wird gestaltet von einem neunköpfigen Vorstand, der vierteljährlich tagt. Zweimal pro Jahr finden Vollversammlungen mit allen Leitungen statt. Unterstützt wird der Arbeitskreis von einer Geschäftsstelle: Nach seiner Gründung war dafür 14 Jahre lang die Leitung des schulpsychologischen Dienstes der Stadt Köln zuständig, heute ist es die Landeshauptstadt Düsseldorf.
Land NRW unterstützt schulpsychologische Arbeit
Seit 2007 haben die Kommunen mit dem Land NRW einen wichtigen Partner an ihrer Seite. Ein einschneidendes Ereignis war der Amoklauf in Emsdetten im Jahr 2006. Mit der Folge, dass das Land NRW die Einstellung von 50 Schulpsychologie-Stellen ankündigte. Zwischen dem Land und den kommunalen Spitzenverbänden wurde 2007 eine Kooperationsvereinbarung eines sogenannten "Matching-Verfahrens" festgehalten. Damit wurde eine Stellenaufstockung vorangetrieben: Für jede Stelle, die das Land schuf, sollten die Kommunen eine eigene schaffen. Heute gibt es in NRW circa 450 Stellen der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen – circa 290 für das Land und 160 für die Kommunen.
Die Schulpsychologinnen und -psychologen, die das Land beschäftigt, arbeiten mit den kommunalen Bediensteten in den schulpsychologischen Diensten in den Kommunen zusammen. Damit unterstützt das Land die schulpsychologische Arbeit der Kommunen auch finanziell. Fortbildungen der Landesstelle Schulpsychologie und Schulpsychologisches Krisenmanagement NRW können alle Bediensteten gemeinsam wahrnehmen. Die Kommunen stellen für alle Mitarbeitenden die Räume und Ausstattung zur Verfügung.
Schulpsychologie ist unverzichtbar
Dieses gemeinsame Modell mit geteilten Kosten zwischen Land und Kommunen ermöglicht eine umfassende, flexible Versorgung der Schulen vor Ort. Es hat sich als flächendeckendes Unterstützungssystem etabliert, für Schulen, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte. Das ist in dieser Form in Deutschland einzigartig.
Schulpsychologie ist durch den präventiven Ansatz Teil der kommunalen Daseinsvorsorge, gehört jedoch zu den freiwilligen Aufgaben der Kommunen. Die Bedarfe in den Schulen sind ungebrochen hoch. Auch in Zeiten angespannter Haushaltslagen spielt daher die Verantwortungsgemeinschaft von Land und Kommunen eine wichtige Rolle: Schulpsychologie ist ein notwendiges Instrument in einem unter Druck stehenden Schulsystem, wenngleich Erfordernisse der Schulentwicklung nicht allein von Schulpsychologie gelöst werden können. Soziale Ungleichheit, Lehrkräftemangel, Inklusion, starre Strukturen der Schulfinanzierung sind nur einige Stichworte, die nach einem umfassenden Reformprozesses rufen.
Schulpsychologie muss sich auch weiterhin agil und multiprofessionell aufstellen – genau wie die Schulen selbst. In multiprofessionellen Teams, in offenen Kooperationsformen, in flexiblen regionalen Strukturen. Es ist gut, dass Schulpsychologie heute nicht an einer einzelnen Schule verankert ist, sondern übergeordnet denkt, wirkt, vernetzt – für das ganze System.