Gewinner des Deutschen Städtebaupreises

Nachbarschaftspark und Fabrik des BOB-Campus.
Der diesjährige Städtebaupreis geht in eine der Mitgliedsstädte des Städtetages NRW: Der Wuppertaler BOB-Campus im Stadtteil Oberbarmen hat die Auszeichnung als Vorzeigeprojekt für gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung erhalten. Daneben hat das Kellogg Pier in Bremen den Sonderpreis "Umbaukultur in der zirkulären Stadt" gewonnen.
Der Städtebaupreis würdigt innovative, nachhaltige Beiträge zur Stadtbaukultur, die aktuellen Lebensformen gerecht werden, den öffentlichen Raum neu denken und Ressourcen effizient nutzen. Mit dem Sonderpreis werden Projekte gewürdigt, die bestehende Strukturen durch kreative Ansätze neu beleben, um die Lebensqualität zu steigern. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) verliehen. Die beiden Preise sind mit je 25.000 Euro dotiert.
Neben den beiden prämierten Projekten aus Wuppertal und Bremen gab es eine Reihe von Auszeichnungen und Belobigungen - darunter auch für ein Projekt aus der Mitgliedsstadt des Städtetages NRW Dortmund.
BOB-Campus in Wuppertal
Die Jury des Städtebaupreises würdigt den BOB-Campus als ein herausragendes Beispiel für innovative Stadtentwicklung, in deren Zentrum Chancengerechtigkeit und das Gemeinwohl stehen. Der Campus zeigt modellhaft, wie aus einer Industriebrache ein lebendiger Begegnungsort entstehen kann. Mit sozialem Engagement, architektonischer Sensibilität und einem mutigen Konzept wurde hier ein Raum geschaffen, der Bildung, Arbeiten und Wohnen miteinander verbindet.
Seinen Ursprung hat der Campus im ehemaligen Textilwerk der August Bünger Bob-Textilwerk GmbH. Nach der Stilllegung im Jahr 2012 drohte das Gelände zu verfallen. 2017 wandten sich die Nachfahren an die Montag Stiftung Urbane Räum, die bereits die Samtweberei in Krefeld erfolgreich revitalisiert hatte. Die Stiftung übernahm das Grundstück im Erbbaurecht und investierte in Ausbau und Renovierung. Für den Betrieb sorgt die eigens gegründete Projektgesellschaft Urbane Nachbarschaft BOB gGmbH.
Die Bewohnerinnen und Bewohner des von demografischer Vielfalt geprägten Stadtbezirks wurden von Anfang an in den Planungsprozess mit einbezogen.
Bei der architektonischen Gestaltung ging es darum, die historische Bausubstanz zu reaktivieren. Trotz fortgeschrittenen Verfalls konnten die beiden Gründerzeithäuser erhalten und in elf attraktive Wohnungen verwandelt werden – darunter neun geförderte.
Die ehemalige Fabrikhalle aus den 1970er Jahren wurde in ein hybrides Gebäude transformiert. Es beherbergt Büros, Coworking-Flächen, Bildungsräume, eine Kita, eine Stadtteilbibliothek und eine großzügige Nachbarschaftsetage. Die renovierten Shedhallen bieten heute auf 1.000 m² Raum für Büros und Ateliers gewerblicher Mieterinnen und Mieter.
Das Herzstück des BOB-Campus ist die Nachbarschaftsetage. Sie steht den Anwohnerinnen und Anwohnern, Mieterinnen und Mietern sowie gemeinnützigen Organisationen zur Verfügung. Auf 700 m² bietet sie Platz für Bewegung, Begegnungen, Kulturveranstaltungen und gemeinschaftliches Kochen in der mobilen Viertelsküche.
Ein weiteres Highlight ist der terrassierte Nachbarschaftspark mit Stadtteilbibliothek.
Auch in Sachen Nachhaltigkeit ist der BOB-Campus beispielgebend: Eine kybernetische Energiefassade, Photovoltaikanlagen und ein intelligentes Lufttauschsystem machen das Gebäude energetisch innovativ.
Kellogg Pier in Bremen
2018 verabschiedete sich Kellogg’s mit seinem Firmensitz aus Bremen und hinterließ ein brachliegendes Industrieareal. Bei dem prämierten Projekt auf dem Gelände lobte die Jury den respektvollen Umgang mit Bestand, die multifunktionalen Nutzungen, Offenheit und Vernetzung mit dem Quartier, die vielfältige Anziehungskraft sowie die nachhaltige Herangehensweise.
Die Silos als weithin sichtbare Ikonen des Bremer Hafens wurden erhalten und zu einem Hotel über elf Etagen umgebaut. Weitere historische Gebäude wie das Vitaminlager wurden sensibel umgenutzt, das Reislager originalgetreu neu aufgebaut. Die Nutzung ist bewusst vielfältig: Coworking, Handel, gemeinnützige Vereine und sogar eine Gemüsewerft beleben das Areal. Eine temporäre Eislaufbahn bringt im Winter zusätzlich Leben auf das Gelände.
Das energetische Konzept ist zukunftsweisend: Flusswärmetauscher, groß dimensionierte Wärmepumpen, kreative Speicherlösungen sowie der umfassende Einsatz von Solar- und Windenergie bilden die Kernbestandteile. Warm- und Kaltwasserproduktionen regeln die Gebäudetemperaturen und den Strombedarf.
Die Rahmen- und Quartiersplanung war begleitet von einer sogenannten gläsernen Werkstatt, die Neugier, Mitwirkung und Akzeptanz förderte. Für die Jury ist das Projekt ein starkes Signal für eine zirkuläre Stadtentwicklung und den respektvollen Umgang mit scheinbar überholter Bausubstanz.
Auszeichnungen und Belobigungen
Es wurden 85 Projekte, davon 24 im Sonderpreis von der Jury begutachtet und bewertet. Neben den beiden prämierten Projekten im Städtebau- und Sonderpreis gab es mehrere Auszeichnungen und Belobigungen:
Städtebaupreis
Auszeichnungen
Dresden: Campus - Produktenbahnhof Gehestraße
Dortmund: Hafenquartier Südliche Speicherstraße
Münsing: Quartier Pallaufhof
Tübingen: Europaplatz
Belobigungen
Karlsruhe: Alter Schlachthof
Kirchheim unter Teck: Steingauquartier
Nordhausen: Klimaquartier Nordhausen-Nord
Wangen: Landesgartenschau 2024 – Neue Stadt-Landschaft entlang der Argen
Sonderpreis
Auszeichnungen
Hamburg: Frei_Fläche auf dem JUPITER
Belobigungen
Achern: Reithalle – Umbau und Sanierung
Berlin: Die Metamorphose der Alten Mälzerei – Das Herz eines neuen Stadtquartiers
Stuttgart: Bürgerhospital
Weitere Informationen
Die Ergebnisse des Wettbewerbes und Details der Preisträger, der ausgezeichneten und belobigten Projekte sowie die vollständigen Jurybeurteilungen sind unter www.dasl.de zu finden und erscheinen in einer Dokumentation zum Deutschen Städtebaupreis 2025 in der Reihe "Stadt bauen", voraussichtlich im Herbst 2025.